Noch immer wissen nur wenige Menschen, dass Matcha viel mit der Samurai-Kultur und damit mit traditionellen, aus der Samurai-Tradition abgeleiteten Kampfkünsten wie dem Kendō gemeinsam hat. Etwa seit dem 13. Jahrhundert nutzten die Samurai Matcha-Tee als Mittel zur Verbesserung der Konzentration und Ausdauer, der sich, wenn er vor einem Duell getrunken wurde, angeblich positiv auf den Ausgang auswirkte. Darüber hinaus entwickelten sie im Laufe der Jahrhunderte sogar ein ausgeklügeltes Modell für die Zubereitung und den Konsum von Matcha, und zwar Wabi. Diese Philosophie legte den Grundstein für die Teezeremonie, wie wir sie heute kennen. In einigen Berichten heißt es auch, dass die Samurai bei ihren Versammlungen Matcha aus einer einzigen Tasse zu schlürfen pflegten, was als eine Art Ritual zur Festigung des göttlichen Willens, des Vertrauens und der Loyalität angesehen wurde.
Kendō ist eine japanische Variante des Sportfechtens, die mit Bambusschwertern durchgeführt wird. Es gehört zu den japanischen Kampfkünsten, die unter dem Begriff Budō zusammengefasst werden und zu denen u. a. Kampfkünste gehören, die sich in Europa beliebt und bekannt sind, wie z. B. Aikidō, Judō oder Karate. Nur wenige wissen jedoch, dass Kendō die am weitesten verbreitete traditionelle Kampfkunst in Japan bleibt und die zuvor genannten Sportarten um Hunderttausende von Praktizierenden in den Schatten stellt.
Der Hauptzweck des Kendō-Trainings ist die Schulung von Geist und Körper durch körperliche Übungen und die Entwicklung der Persönlichkeit. Daher kommt die Endung dō, was im Japanischen „Weg“ bedeutet. In Japan wird Kendō als „Kampfkunst für das ganze Leben“ angesehen, da es in jedem Alter ohne Verletzungsrisiko ausgeübt werden kann, es sei denn wir sprechen von Profikämpfern. Die stärksten Athleten sind aber gerade diejenigen, die schon im Kindesalter mit einem rigorosen Training beginnen und dieses in der Grundschule, dem Gymnasium und später an der Universität fortsetzen, um dann – oft schon als Polizisten oder Lehrer – Medaillen bei Meisterschaften in diesem Bereich zu gewinnen. Warum? Kendō ist unter den Offizieren der uniformierten Dienste weit verbreitet, und aus diesem Grund wählen diejenigen, die in diesem Sport erfolgreich sein wollen, oft diesen Sport. Es ist unmöglich, in Japan eine Person zu finden, die nicht mit schon mit Kendō in Berührung gekommen wäre, sei es in der Schule (im obligatorischen Sportunterricht kann man zwischen Kendō und Judō wählen), in Universitätsclubs oder in privaten Dōjōs (Sportvereine).

Kendō leitet sich direkt von der Samurai-Kampfschwertkunst ab, deren Geschichte bis ins 11. Jahrhundert zurückreicht. Die verschiedenen Schulen entwickelten sich bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts, als den Samurai das Tragen von Schwertern verboten wurde. Im frühen 17. Jahrhundert wurden nach und nach Schoner und Übungsschwerter, die das Zufügen von vollen Schnitten und damit unblutige Duelle erlaubten, in das Training eingeführt. Die Verwendung von Übungsschwertern, zunächst aus Holz und später aus Bambus, sowie solide Schoner nach dem Vorbild der Samurai-Rüstungen, ermöglichten ein dynamischeres Training und Sparringskämpfe. Die im Laufe der Zeit eingeführten Trainingsregeln ermöglichten eine allmähliche Reduzierung der zulässigen Fläche der zugefügten Schnitte sowie die Abschaffung von Techniken, die die Sicherheit der Kämpfer gefährdeten. Die damals eingeführten Trainingsregeln entwickelten sich weiter und legten den Grundstein für das, was wir heute als Kendō kennen.
Bis heute wird Kendō nicht nur wegen seiner Geschichte und pädagogischen Werte geschätzt, sondern auch wegen seiner verletzungsfreien und klaren Kampfprinzipien. Im Kendō sind nur Angriffe auf bestimmte Stellen am Körper des Gegners, die durch Schoner abgedeckt sind, erlaubt. Dabei handelt es sich um Schnitte in den Kopf, den Unterarm, den Oberkörper und Stöße in den Kehlkopf. Damit ein Angriff als korrekt (ippon) angesehen werden kann, muss er die entsprechenden Kriterien erfüllen. Dies ist Teil des Konzepts ki-ken-tai-ichi, was „Einheit von Schwert, Geist und Körper“ bedeutet, wonach ein Schnitt mit dem richtigen Teil des Schwertes mit der richtigen Kraft, Körperarbeit und dem richtigen Schrei ausgeführt werden muss. Darüber hinaus muss man nach jedem Duell wachsam und bereit zum Weiterkämpfen sein. Nur dann wird der Angriff als erfolgreich angesehen. Versehentliche Angriffe werden als ungültig angesehen. Deshalb ist es im Kendō wichtig, durch ausgiebiges Training und ständige Wiederholungen der Übungen nach Perfektion zu streben, um noch so kleine Fehler zu korrigieren. Disziplin, Ausdauer und Kraft tragen in diesem Prozess zur Entwicklung der Persönlichkeit und des Charakters der Übenden bei.
Heute ist Kendō eine auf allen Kontinenten in großem Umfang betriebene Sportart, die vom Internationalen Kendō-Verband und den jeweiligen Kontinentalverbänden überwacht wird. In Heimatland von Kendō gibt es etwa 2 Millionen registrierte Trainer. In Polen gibt es etwa 500 registrierte Übende in 26 Vereinen, weltweit sind es etwa 5 Millionen. Aufgrund der großen Popularität der japanischen Kultur und Popkultur wächst die Zahl der Übenden jedes Jahr, auch in Polen. Interessanterweise gilt die polnische Nationalmannschaft derzeit als eine der besten der Welt – zu ihren Erfolgen zählen der doppelte 3. Platz bei der letzten Europameisterschaft und der 8. Platz für die Frauen-Nationalmannschaft bei der letzten Weltmeisterschaft.
Kendō ist in der ganzen Welt für seine reiche Geschichte und seine erzieherischen Qualitäten äußerst berühmt. Durch die wachsende Beliebtheit der japanischen Kultur steigt auch die Popularität von Kendō. Wir können nur abwarten, ob Kendō andere Budō-Künste in Bezug auf die Anzahl der Übenden übertreffen wird.
Moya Matcha war Partner des Europäischen Frauen-Kendō-Turniers, das am 15. Februar 2020 in Warschau stattfand. Dieser Artikel wurde in Zusammenarbeit mit dem Mitveranstalter des Turniers, dem polnischen Kendō-Verband, geschrieben.